Ich lese gerade das Buch "Freiheit statt Kapitalismus" von Sahra Wagenknecht und bin, wie ich es ehrlich gesagt erwartet hätte, begeistert. So vieles, was sie ausspricht, ist auch das, was ich denke, und das aus dem Mund eines Politikers, erstaunlich. Spaß beiseite, ich finde sie super, sie ist intelligent, eloquent und hat das Herz am rechten Fleck, das finde ich schön. Im ersten Teil des Buches widmet sie sich sehr ausführlich und substantiiert der Misere des Finanzsektors und dem Problem, das unsere Politik sein maßloses und schädliches Handeln auch noch unterstützt. Dieser hochpotente Wirtschaftszweig ist so krank wie kaum ein anderer und die Lehren, die wir aus der großen Krise ziehen wollten, sind längst vergessen. Einen kurzen Satz Wagenknechts habe ich im folgenden aufgenommen. Tatsächlich halte ich die Linke nach wie vor für die letzte Partei, die Sozialstaat nicht nur in den Mund nimmt, sondern diesen auch tatsächlich anstrebt, eine wirkliche Alternative zu der tristen Auswahl, die man uns gerade einzureden versucht.
Auf dem Finanzsektor sind wir praktisch zurück bei den Verhältnissen von 2007, vor dem großen Crash.
Und der nächste kommt bestimmt, weil nichts, überhaupt nichts unternommen wurde, um dem "kriminellen" Handeln der wenigen verbliebenen Großbanken Einhalt zu gebieten (ich setze hier Anführungszeichen, weil ja absurde Finanzregeln gerade geschaffen wurden, die dieses Handeln erlauben).
Der Finanzmarkt ist "kein Markt, sondern ein im Zuge der Deregulierung legalisierter Großbetrug, der einer geschlossenen Gesellschaft von Insidern erlaubt, die Welt auszuplündern und dabei steinreich zu werden, ohne jemals für den angerichteten Schaden haften zu müssen." Ich mag Wagenknechts plakativen, zuweilen unsachlich wirkenden Ausdruck.
Tatsächlich ist es noch milde formuliert, gibt es doch kaum Worte für diese Schande und jene verantwortungslose Unterstützung vergangener und amtierender Politiker(Gesetzgeber)rigen.
Es geht so nicht weiter. Es wird böse enden, ganz böse ...
Wagenknecht schreibt übrigens gerade eine wirtschaftswissenschaftliche Dissertation, nur nebenbei für solche, die ihr Kompetenz bezüglich des ach so komplexen Finanzmarktes absprechen. Ein guter Tip übrigens, um ihn zu verstehen:
ein Gang ins Casino ...
Peer Steinbrück war übrigens als Bundesfinanzminister zwischen 2005 und 2008 an den meisten zweifelhaften Finanzmarktreformen beteiligt und hat insbesondere den hochproblematischen Verbriefungsrausch und windige Finanzprodukte abgesegnet. Die Einsicht, dass das nicht so doll war, reicht für mich nicht aus, ihn zu unterstützen. Als kleineres Übel meinetwegen, aber es gibt ganz andere Alternativen, und wenn es eine starke rot-rot-grüne Regierung ist.
Dass die SPD übrigens kategorisch eine Koalition mit der Linken ausschließt, finde ich peinlich, weil es keine überzeugenden Gründe dafür gibt. Das ist, als würde man der CDU noch immer vorwerfen, in ihr säßen Nazis rum.
Geht auch wählen am Sonntag!
Bis bald
KIKI
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